Escape Room für den Grundschulunterricht nutzen
Was ist ein Escape Room?
Escape Rooms erfreuen sich großer Beliebtheit und lassen sich mühelos für den Grundschulunterricht anpassen. Im eigentlichen Sinne geht es bei einem Escape Room darum, dass die Spielenden in einem Raum eingesperrt werden und sich mit Hilfe von Rätseln daraus befreien.Ein Escape Room in der Schule?
Klar, man kann nicht einfach die Schüler:innen im Klassenraum einsperren. Doch das ursprüngliche Prinzip, mit Rätseln ein Schloss zu öffnen, lässt sich auch umkehren. Statt aus dem Klassenraum auszubrechen, könnte die Aufgabe sein, den Schlüssel zu einem abgesperrten Klassenraum zu finden. Die Aufgabe kann es aber auch sein, eine Schatztruhe zu öffnen, die mit einem Fahrradschloss mit Zahlencode, einem Vorhängeschloss oder mehreren Schlössern verschlossen ist. Alternativ kann man die Vorlage eines Zahlenschlosses auf Papier ausdrucken und auf einen (Schuh-)Karton kleben. Als Belohnung kann zum Beispiel Schokolade oder Gummibärchen in die Truhe gelegt werden.Die Rätsel lassen sich an jedes beliebige Unterrichtsthema anpassen. Ganz egal ob Mathe, Deutsch oder Sachkunde, ein Escape Room kann in jedem Fach eingesetzt werden. Gerade wenn es verschiedene Arten von Rätseln sind, die nur gemeinsam gelöst werden können, sind die Kinder sicher nicht nur motiviert dabei, ihr Wissen einzusetzen, sondern üben auch das gemeinsame Arbeiten.
Einen eigenen Escape Room gestalten
Ein eigener Escape Room lässt sich mit wenig Aufwand selbst gestalten. Dafür braucht es nur eine Schatzkiste mit Zahlenschloss (oder ein Raum mit Schlüssel, der versteckt wird), und einige Rätsel, die gelöst werden müssen, um den Schlüssel oder den Zahlencode herauszufinden.Hilfreich sind für die Spielenden Joker, die sie einlösen können, wenn sie bei einem Rätsel überhaupt nicht weiterkommen. Aber auch weitere Hilfsmittel, wie ein Taschenrechner, Stifte, Schmierpapier oder eine Tabelle zum Lösen von Buchstabencodes können bereitgestellt werden.
Einen Escape Room für den eigenen Unterricht planen
Viel muss nicht vorab geplant werden. Festgelegt werden sollte die Zeit, die bei Bedarf um wenige Minuten verlängert werden kann. Ich habe kürzlich einen Escape Room für ein Bienenprojekt mit acht Drittklässlern gestaltet. Da an diesem Tag nur vier Kinder da waren, habe ich ihnen etwas mehr Zeit gegeben. Für das Lösen von neun Rätseln brauchten sie am Ende insgesamt knapp 40 Minuten, wobei sie bei einigen Rätseln etwas länger brauchten und nur durch einen kleinen Rechenfehler (eine Zahl vergessen) am Ende nicht alle drei Zahlencodes richtig hatten. Und natürlich müssen auch die Rätsel vorab geplant werden.Die Rätsel für den Escape Room – ein Baukasten
Die Rätsel lassen sich gut an die jeweilige Lerngruppe anpassen. Für jüngere Schüler sollten einfachere Rätsel gewählt werden als für erfahrene Viertklässler, die schon mehrfach Escape Rooms im Unterricht gelöst haben. Hier bietet sich die Kombination verschiedener Rätseltypen an, bei denen sich auch schwächere Schüler:innen einbringen können. Ein Tipp vorweg: Sie können auch gut bereits vorhandenes Material einbeziehen, etwa fertige Leserätsel oder Fragen zu einem Text. Im Internet finden Sie sicher auch Rätsel oder Aufgaben, die Sie mit in Ihren Escape Room aufnehmen können.- Quizfragen lassen sich schnell zum jeweiligen Thema erstellen. Schreibt man hinter jede Antwortmöglichkeit noch einen Buchstaben, können die Schüler:innen mit den richtigen Antworten ein Lösungswort zusammensetzen. Die Anzahl an Quizfragen hängt dann von der Länge des Lösungswortes ab. Das Lösungswort kann entweder eine Zahl für das Zahlenschloss sein, oder ein Hinweis, wo das nächste Rätsel versteckt ist.
- Gut eignen sich auch Bilderrätsel, bei dem ein Wort herausgefunden werden muss. Beim Thema Bienen kann beispielsweise die Kleidung eines Imkers abgefragt werden, zum Thema Mittelalter die Rüstung des Ritters.
- Um eine weitere Zahl für den Zahlencode zu erhalten, können die Buchstaben eines Wortes in Zahlen umgewandelt werden. Hierfür erhält jeder Buchstabe eine Zahl (A=1, B=2…Z=26). Zum Schluss müssen nur noch alle Zahlen addiert werden, um die Gesamtzahl zu errechnen. So ergibt das Wort HONIG beispielsweise 53.
- Eine schöne Übung ist auch, kleine Karten sortieren zu lassen. Hier können beispielsweise Bilder von verschiedenen Tieren zu sehen sein, die nach „Insekt“ oder „kein Insekt“ sortiert werden müssen. Die Karten, die „kein Insekt“ zeigen, werden anschließend gezählt und ergeben die Lösungszahl. Dies lässt sich auch für das Üben von Wortformen anpassen, wenn beispielsweise nach Nomen oder Verbformen gesucht wird.
- Auch ein fertiges Leserätsel, bei dem beispielsweise herausgefunden werden muss, welches Monster gesucht wird oder wer in welchem Haus wohnt, lässt sich ohne Aufwand in einen Escape Room einbinden. Hierfür müssen nur den Antwortmöglichkeiten (wie beim Quiz) verschiedene Zahlen zugeordnet werden und schon steht die Lösungszahl fest.
- Buchstaben zusammensetzen - Die aktuellen Lernwörter zur Unterrichtseinheit werden in einer Tabelle eingegeben, mit verschiedenen Farben markiert (für jedes Wort eine Farbe) und ausgedruckt. Dann werden die Buchstaben einzeln ausgeschnitten und auf dem Tisch verteilt. Zwischen den Wörtern versteckt sich eine Zahl, die gefunden werden muss. Somit kann dieses Rätsel innerhalb weniger Sekunden gelöst werden (wenn die Zahl sofort erkannt wird), es kann aber auch sehr lange dauern, wenn alle Wörter gelegt werden, auch wenn die Zahl schon gefunden wurde.
- Schüttelwörter - Die einzelnen Buchstaben der Lernwörter können auch auf Karten geschrieben werden, dazwischen wird auf jede Karte eine Zahl geschrieben, die als Lösungszahl dient. Dazu kommt die Aufgabe: Findet das Wort, das nicht dazu gehört, bei Thema Bienen beispielsweise etwas, das kein Werkzeug des Imkers ist.
Das Ende des Escape Rooms: Den Zahlencode lösen
Um zum Schluss das Zahlenschloss öffnen zu können (oder wie auf dem Foto oben: die Zahlen auf das Schloss zu kleben), müssen die Rätsel richtig gelöst werden. Aber das alleine reicht nicht, schließlich kommt bei einer Kombination verschiedener Rätsel mehr als eine Zahl raus. Daher bietet sich eine Lösungskarte an, auf der gezeigt wird, wie die einzelnen Zahlen verrechnet werden, um auf die richtige Lösung zu kommen. Um es nicht zu einfach zu machen, ist auf der Lösungskarte nur ein kleiner Ausschnitt des Rätsels zu sehen, beispielsweise ein Symbol, das auf dem Blatt auftaucht. Je nachdem, wie viele Schlösser geöffnet werden müssen und wie viele Stellen der Zahlencode haben soll, müssen die Lösungszahlen dementsprechend angepasst werden. Daher sollte der Zahlencode zuerst festgelegt werden und erst danach die Lösungszahlen auf den Rätseln verteilt werden.Viel Spaß beim Gestalten Ihres eigenen Escape Rooms!
Oriana R. / 27.04.2022
Zur Autorin: Mein Name ist Oriana und ich habe kürzlich mein Studium in Geschichte und Pädagogik beendet. Ich bin seit fast 10 Jahren als ehrenamtliche Lesepatin tätig und habe schon über 40 Grundschulkinder beim Lesenlernen begleitet. Nebenbei durfte ich zahlreiche Projekte organisieren und durchführen, unter anderem ein Wochenende im Wald, mehrere Theaterstücke und ein Geschichtsprojekt. Seit kurzem arbeite ich hauptamtlich mit Grundschulkindern in einer Gruppe für soziales Lernen und Hausaufgabenbetreuung. Besonders wichtig sind mir in meiner Arbeit die Themen Nachhaltigkeit, Umweltschutz und die Umsetzung der Kinderrechte im Gruppenalltag.