Klassenregeln erarbeiten - Ideen und Umsetzung
Bedeutung von Klassenregeln
Die Regeln für die gesamte Schule sind in der Schulordnung festgelegt. Im Gegensatz zu den Schulregeln beziehen sich Klassenregeln ausschließlich auf eine Klassengemeinschaft. Die Regeln können innerhalb der jeweiligen Klassen eines Jahrgangs abweichen. Bestimmte Leitsätze gelten jedoch flächendeckend. Anweisungen zu einem fairen Umgang finden sich sowohl in den Schul- als auch in den Klassenregeln wieder.Die Regeln sind nicht nur Vorschriften, sondern in erster Linie Hilfestellungen. Sie gelten für alle Beteiligten. Diese Tatsache sollten Lehrerinnen und Lehrer ihrer Klasse deutlich machen. So wird Missverständnissen oder falschen Vorstellungen von Regeln vorgebeugt: Eine Klassenregel ist keine Maßnahme zur Unterdrückung von Schulpflichtigen. Sie wird auch von den Lehrkräften eingehalten, welche ebenfalls zu den Adressaten des Regelwerks gehören.
Gemeinsame Erarbeitung der Klassenregeln
Lehrerinnen und Lehrer sollten die Klassenmitglieder beim Erarbeiten und Aufstellen der Regeln von Anfang an einbeziehen. Auf diese demokratische Weise wird nicht über den Kopf der Schülerschaft hinweg entschieden. Die Anwesenden tragen mit Vorschlägen für die Regeln selbst zu einem positiven Klassenklima bei.10 Beispiele für Klassenregeln
Die folgenden Beispiele sind typische Regeln für den Alltag im Klassenzimmer. Eine positive Aussage ist allen Klassenregeln wiederzufinden - so werden sie von der Schülerschaft besser akzeptiert und zielführend umgesetzt.
1. Wir gehen höflich und respektvoll miteinander um. Streit lösen wir ohne Gewalt.
Respekt ist die Grundlage eines jeden Regelwerks für die Klasse. Neben Rücksichtnahme und Höflichkeit gehört eine gewaltlose Konfliktbewältigung dazu. Mit dieser Regel werden ideale Voraussetzungen für ein soziales Miteinander im Klassenraum geschaffen. Auf ihr bauen die übrigen Klassenregeln auf.
2. In unserer Schule gibt es feste Uhrzeiten. Am Morgen erscheinen wir pünktlich. Mittags verlassen wir die Schule nach dem Klingeln zum Schulschluss.
Der Hinweis für ein pünktliches Eintreffen im Schulgebäude hat für die Lehrpersonen ebenso Geltung wie für die Schülerschaft. Mit dem Einhalten der Uhrzeiten werden Verzögerungen im Ablauf des Tagesgeschehens vermieden.
3. Im Unterricht hören wir der Lehrkraft und uns gegenseitig zu. In Gesprächen lassen wir uns ausreden und warten, bis die Lehrkraft uns aufruft.
Hier wird sichergestellt, dass jedes Mitglied der Klasse in Unterrichtsgesprächen zu Wort kommt. Konstruktive Beiträge setzen ein aufmerksames Zuhören während des Gesprächs voraus.
4. Wenn wir etwas zum Unterricht beitragen wollen, heben wir die Hand für eine Wortmeldung. Wir reden erst, nachdem uns die Lehrkraft dazu aufgefordert hat.
Die Lehrperson moderiert den Gesprächsverlauf und sorgt dafür, dass für jede Wortmeldung ausreichend Zeit vorhanden ist. Durch einen Aufruf mit Namen bleibt das Gespräch in geordneten Bahnen.
5. Während des Unterrichts halten wir uns in unserem Klassenraum oder im Kursraum auf. Der Aufenthalt auf den Fluren ist nur im Rahmen eines Raumwechsels erlaubt. Über Ausnahmen (z. B. bei Stillarbeitsphasen im Unterricht) entscheidet unsere Lehrkraft.
Das Vermeiden von Störungen durch Lärm kommt anderen Klassen entgegen, deren Räume sich auf dem gleichen Flur befinden. Im umgekehrten Fall verhalten sich die Mitglieder der Parallelklassen beim Verlassen der Räumlichkeiten ruhig. Auf diese Weise wird ein sprichwörtliches Geben und Nehmen gewährleistet.
6. Wir gehen sorgfältig mit dem Eigentum unserer Schule um. Schäden an Möbeln oder Arbeitsmaterialien werden der Lehrkraft gemeldet.
Respekt schließt nicht nur den persönlichen Umgang ein, sondern erstreckt sich über die schuleigenen Gegenstände. Sie schaffen ein Arbeitsumfeld, in dem sich die Klassenmitglieder gerne aufhalten. Das Schuleigentum wird von allen Anwesenden genutzt. Die oben aufgeführte Klassenregel steht im Interesse der gesamten Klasse. Jedes Mitglied der Klassengemeinschaft profitiert von intaktem Arbeitsmaterial und leistet seinen eigenen Beitrag zum Erhalt dieser Gegenstände.
7. Jede und jeder von uns wünscht sich einen sauberen Klassenraum. Müll wird in den dafür vorgesehenen Mülleimern entsorgt. Am Ende des Schultags räumen wir unsere Sitzplätze auf.
Sauberkeit schafft geeignete Rahmenbedingungen für ein angenehmes Umfeld, in dem die schulischen Arbeiten leicht fallen. Hier ist Eigeninitiative gefragt. Ähnlich wie bei der fachgerechten Nutzung von Arbeitsmaterialien ist ein sauberer Klassenraum im Interesse aller Mitwirkenden, einschließlich der Lehrkraft.
Als Ergänzung zu den Klassenregeln sind spezielle Regeln für Lehrpersonen geeignet.
Beispiele für 'Lehrerregeln'
1. Ich erwarte von meinen Schülern einen höflichen Umgang. Deshalb gehe auch ich höflich mit ihnen um und bin mit meinem Verhalten ein gutes Vorbild.
Eine respektvolle Lehrkraft wird von ihrer Klasse anerkannt. Ihr Verhalten wird bereitwilliger übernommen. Somit lässt sich die Funktion von Lehrpersonen als gutes Vorbild nicht hoch genug einschätzen.
2. Bei Gesprächen im Unterricht höre ich den Klassenmitgliedern aufmerksam zu. Ich lasse sie ausreden und stelle erst im Anschluss Fragen zu ihren Beiträgen.
Bei der Kommunikation im Klassenraum ist die Lehrperson das Bindeglied zwischen den Akteuren. Gleichzeitig nimmt sie die Rolle der Gesprächsleitung ein. Aufmerksamkeit seitens der Lehrkraft ist ein Ausdruck von Wertschätzung gegenüber den Klassenmitgliedern. Selbst erfahrene Lehrerinnen und Lehrer können in Gesprächen oft etwas von ihren Schützlingen lernen. Deshalb verfolgen sie den Gesprächsverlauf ebenso aufmerksam wie die Schülerschaft.
3. Ich erwarte von den Klassenmitgliedern einen toleranten Umgang. Darum verhalte ich mich ebenfalls tolerant und respektiere unterschiedliche Ansichten.
In der Klassengemeinschaft treffen vielfältige Anschauungen und Meinungen aufeinander. Vor allem in den ersten Schuljahren vermitteln Lehrkräfte ihren Schülerinnen und Schülern die Grundregeln für Akzeptanz. Die Lehrperson lebt Toleranz vor. Im Gegenzug erwartet sie von den Klassenmitgliedern denselben moralischen Anspruch an ihr eigenes Verhalten.
Konsequenzen bei Regelverstößen
Die Konsequenzen richten sich nach der Frage, ob Regelverstöße vorsätzlich oder versehentlich erfolgt sind. Bei versehentlichen Verstößen gegen eine Klassenregel reicht ein Hinweis seitens der Lehrkraft aus. Auf eine vorsätzliche Missachtung folgt zunächst eine Erinnerung an die Regeln. Wenn sich auf eine wiederholte Ansprache der Betroffenen keine Verbesserung der Situation einstellt, leitet die Lehrperson weitere Schritte ein.Jede Konsequenz sollte einen Zusammenhang zur jeweiligen Klassenregel erkennen lassen. Das Abschreiben des Regelkatalogs ist nicht immer ratsam. Stattdessen empfiehlt sich eine 'artverwandte' Maßnahme mit einem direkten Bezug zum Regelverstoß (z. B. Aufräumen des Klassenzimmers als Konsequenz für nicht sachgerecht entsorgte Milchflaschen).
90 Minuten Nachsitzen ist als Konsequenz für wiederholte Zwischenrufe im Unterricht nicht verhältnismäßig. Ein einseitiger Aufsatz zum Thema 'Rücksichtnahme während eines Unterrichtsgesprächs' bewegt sich in einem zeitlichen Rahmen und regt das betreffende Klassenmitglied zur Reflexion seines Handelns an.
Unterscheidung zwischen Klassenregeln für die Grundschule und für weiterführende Schulen
Im Laufe der Schulzeit verändert sich die inhaltliche Gewichtung der Klassenregeln. Alte Regeln werden abgeschafft und durch neue Hinweise ersetzt. Die grundlegenden Regeln für einen respektvollen Umgang innerhalb der Klassengemeinschaft wurden bereits in den ersten Schuljahren gelernt. Mit dem Übergang an die weiterführenden Schulen werden Klassenregeln oft modifiziert. Inzwischen haben Vorschriften zur Handynutzung Einzug in den Regelkatalog gehalten. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung wird die Relevanz solcher spezifischen Regeln schon in der Grundschule an Bedeutung gewinnen. Spätestens in den höheren Jahrgängen sind Verordnungen für die Nutzung von mobilen Geräten eine Selbstverständlichkeit.Mit den Regeln werden die Schülerinnen und Schüler zu einer verantwortungsvollen Verwendung von Laptops oder Smartphones angehalten. Dazu zählen ein kritisches Hinterfragen des eigenen Nutzerverhaltens sowie ein Abwägen der Chancen und Risiken digitaler Medien.
Rolle der Lehrkraft
In ihrer Vorbildfunktion gehen Lehrerinnen und Lehrer mit gutem Beispiel voran. Sie halten die Regeln ebenso ein wie die Klasse. Darüber hinaus haben sie die Aufgabe, ihre Schülerschaft von der Sinnhaftigkeit der Klassenregeln zu überzeugen. Eine Erziehung zu bloßem Gehorsam ist nicht zielführend: Ein unhinterfragtes Einhalten der Regeln beantwortet nicht die Frage nach ihrem Zweck.
Die gesonderten Regeln für Lehrkräfte werden ebenfalls in die Liste mit den Klassenregeln aufgenommen. Hier empfiehlt sich das Anbringen einer handschriftlich verfassten Übersicht. Sie wird gut sichtbar an der Pinnwand befestigt und führt nicht nur den Klassenmitgliedern die Bedeutung der Regeln vor Augen.
Nina K., 31.03.2025