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Lesepaten in der Grundschule

Das Thema Lesen bzw. das Thema Lesen lernen wird immer wichtiger, da es vielen Kindern sehr schwer fällt fließend einen Text vorzulesen. Um das Lesen zu fördern spielt auch der/die Lespate/Lesepatin eine wichtige Rolle. Im Folgenden finden Sie alle wichtige Infos rund um den/die Lespaten/Lespatin.


Was sind Lesepat:innen?

Es gibt unterschiedliche Arten von Lesepatenschaften. Im Kindergartenbereich unterstützen Lesepaten oder Lesepatinnen meist, indem sie den Kindern Bilderbücher vorlesen oder mit dem Kamishibai Geschichten erzählen. Diese Form gibt es auch in der Grundschule. Hier gibt es aber zusätzlich Lesepat:innen, die mit einzelnen Kindern lesen und sie beim Lesenlernen unterstützen. Hierbei ist eine Patenschaft für eine ganze Klasse möglich, bei der wöchentlich die Kinder wechseln oder auch Kleingruppen gemeinsam mit Unterstützung der Lesepatin bzw. des Lesepaten lesen. Daneben gibt es Modelle, bei denen die Kinder speziell ausgewählt werden, weil sie noch Schwierigkeiten beim Lesen haben oder aufgrund geringerer Deutschkenntnisse. Sie treffen sich dann einmal pro Woche für eine festgelegte Zeit, meist 30 bis 45 Minuten, um gemeinsam mit ihrer „eigenen“ Lesepatin zu lesen. Auch in manchen Bibliotheken gibt es Lesepat:innen, etwa für Vorleseveranstaltungen oder als Angebot für die Leseförderung.


Wer kann Lesepat:in werden?

Grundsätzlich kann jede:r sich als Lesepate/Lesepatin engagieren. Grundvoraussetzung ist, dass man selbst Spaß am Lesen hat und ihn gut vermitteln kann. Außerdem sollte man sich bewusst sein, dass es in den meisten Fällen ein Ehrenamt ist, und es keine Bezahlung dafür gibt. Auch die Arbeit mit Kindern sollte man sich zutrauen, inklusive des Geräuschpegels, der in Schulen oder Kindertageseinrichtungen häufig herrscht. Da es eine enge Arbeit mit Kindern ist, wird zudem häufig ein erweitertes Führungszeugnis benötigt.


Wie kommen Lesepat:innen in die Schule?

In manchen Städten werden Lesepaten durch Freiwilligenagenturen vermittelt, in anderen gibt es eigens gegründete Vereine, die sich auf den Einsatz von Lesepaten spezialisiert haben. Hier hilft am besten eine Recherche für die eigene Stadt, welche Möglichkeiten es hier gibt. Aber auch ein direkter Kontakt zwischen Schule und Ehrenamtlichen ist möglich. Auch Veranstaltungen wie Ehrenamtsbörsen sind sinnvoll, um Interessierte und Schulen zusammenzuführen.


Wie arbeiten Lesepat:innen?

Manche Vereine bieten spezielle Schulungen an, andere lassen ihren Lesepat:innen freien Lauf. Einheitliche Richtlinien gibt es meist nicht. Jede:r Lesepat:in entscheidet individuell, wie er oder sie vorgeht. Hierbei gibt es vielfältige Möglichkeiten. Ob ausschließlich das Kind liest oder sich Lesepat:in und Kind abwechseln kann von Termin zu Termin entschieden werden. Auch die Dauer des eigentlichen Lesens kann individuell auf die Bedürfnisse des Kindes angepasst werden. Sinnvoll ist es, ab und zu über das Gelesene zu sprechen, um zu überprüfen, inwieweit der Text verstanden wurde und ob das Kind Informationen aus dem Text entnehmen kann. Auch Kreativangebote, wie ein Bild zum Text malen oder Informationen auf ein Plakat schreiben, bieten sich an. Vielleicht kann auch gemeinsam ein Lesezeichen gebastelt werden, um die Stelle im Buch zu markieren, an der beim nächsten Treffen gemeinsam weitergelesen wird.


Wie läuft das erste Treffen ab?

Das erste Treffen ist das Kennenlernen des Kindes. Vielleicht traut sich das Kind noch gar nicht, einfach so einen Text vorzulesen oder ist sehr aufgeregt und kann sich kaum konzentrieren. Am besten ist es, offen auf das Kind zuzugehen und erst einmal mit ihm warm zu werden. Für das erste Treffen reicht vielleicht ein einfaches Lesespiel, bei dem sowohl Kind als auch Lesepat:in gleichermaßen kurze Sätze oder Wörter lesen, oder auch einzelne Buchstaben zu Wörtern zusammenpuzzeln. Nützlich ist auch ein kurzes Gespräch, was das Kind gerne mag, welche Themen es interessieren oder ob es ein Hobby hat. Davon ausgehend können Bücher für das nächste Treffen mitgebracht werden. Gerade bei schüchternen oder ängstlichen Kindern, die sich erst an die neue Situation gewöhnen müssen, hilft es vielleicht, wenn das Kind erst einmal ganz leise vorlesen darf und dann selbst entscheidet, wann es bereit ist, lauter zu lesen. Gerade bei diesen Kindern ist es wichtig, sie erst einmal in den Lesefluss kommen zu lassen, bevor Fehler angemerkt und verbessert werden. Am besten werden am Anfang die Fehler notiert und erst hinterher noch einmal einzeln vorgelesen, statt das Kind beim unsicheren Vorlesen direkt zu unterbrechen und womöglich einzuschüchtern. Später kann dann durch ein vereinbartes Zeichen indirekt auf Fehler hingewiesen werden.


Welche Bücher bieten sich an?

Der Kinderbuchmarkt bietet jährlich tausende neue Bücher in allen Formen und Größen. Hier die Übersicht zu behalten, ist schwer. Gerade wenn man das Kind noch nicht kennt, bietet sich ein Sammelband mit unterschiedlichen Geschichten an, aus denen das Kind eine auswählt. Später, wenn die Lieblingsthemen des Kindes bekannt sind oder es eine Buchreihe gefunden hat, die es gerne liest, können speziell Bücher hierzu ausgewählt werden. Gerade für Leseanfänger:innen und schwache Leser:innen bieten sich Silbenbücher an. In diesen Büchern, die es zu vielen verschiedenen Themen und auch mit beliebten Buchfiguren gibt, sind die Silben der einzelnen Wörter in verschiedenen Farben markiert, um die Worterkennung zu vereinfachen. Viele dieser Bücher haben bereits eine Seite am Ende, auf der Fragen zum Buch gestellt werden, die auf das Leseverständnis abzielen. Manche beliebten Kinderbuchreihen bieten inzwischen speziell für Leseanfänger eigene Bände an. Auch die Bücher der Reihe „Erst ich ein Stück, dann du ein Stück“ sind für Lesepat:innen eine gute Wahl. Hier wird angezeigt, wann das Kind liest und wann ein:e erfahrenerer:e Leser:in. Verstaut werden können die Bücher in unseren praktischen Bücherwagen.
Keine Sorge: Gerade in vielen Schulen gibt es Schulbibliotheken, die auch Lesepat:innen nutzen können. Vielleicht stellt die Schule oder Einrichtung sogar eine Bücherkiste zur Verfügung, in der nur Bücher für die Lesepat:innen gesammelt sind? Ansonsten bieten Stadt- oder Gemeindebibliotheken vielfältige Kinderbücher an, die für einige Wochen ausgeliehen werden können. Vielleicht ist es sogar möglich, gemeinsam mit dem Kind eine Bibliothek zu besuchen, um Bücher auszuleihen?

Wo finde ich weitere Informationen dazu?

Deutschlandweit vermitteln Mentor – die Leselernhelfer in vielen Städten Lesepat:innen.

In anderen Städten gibt es eigene Vereine, wie LeseLust Leipzig, die auch Schulungen für ihre Lesepat:innen anbieten.

Auch die Stiftung Lesen kann helfen, ein passendes Angebot in der eigenen Stadt zu finden.



Oriana R. / 22.08.2024

Zur Autorin: Mein Name ist Oriana und ich habe kürzlich mein Studium in Geschichte und Pädagogik beendet. Ich bin seit fast 10 Jahren als ehrenamtliche Lesepatin tätig und habe schon über 40 Grundschulkinder beim Lesenlernen begleitet. Nebenbei durfte ich zahlreiche Projekte organisieren und durchführen, unter anderem ein Wochenende im Wald, mehrere Theaterstücke und ein Geschichtsprojekt. Seit kurzem arbeite ich hauptamtlich mit Grundschulkindern in einer Gruppe für soziales Lernen und Hausaufgabenbetreuung. Besonders wichtig sind mir in meiner Arbeit die Themen Nachhaltigkeit, Umweltschutz und die Umsetzung der Kinderrechte im Gruppenalltag.