Morgenkreis im Kindergarten
Morgenkreise erfüllen mehrere Zwecke, die weit über den organisatorischen Aspekt hinaus gehen. Die Anwesenden bilden einen geschlossenen Kreis. Ihm kommt eine symbolische Aussagekraft zu. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einschließlich der Gruppenleitung betrachten sich als Einheit, was durch den Kreis verdeutlicht wird. In vielen Fällen wird die kreisförmige Anordnung der Gruppenmitglieder für spielerische Zwecke genutzt. Viele Spielideen lassen sich im Stuhlkreis leichter umsetzen. Darüber hinaus schafft die Konstellation eine behagliche Stimmung bei Geburtstagen, die in der Gruppe gerne im großen Kreis gefeiert werden - diese Redewendung ist hier wörtlich zu nehmen.
Nicht zuletzt ermöglicht ein Morgenkreis eine offene Kommunikation, bei der sich die Anwesenden in die Augen sehen und auch die Reaktionen der übrigen Gruppenmitglieder besser einordnen können. Die Gesprächsregeln schaffen ideale Rahmenbedingungen für einen konstruktiven Austausch.
Vorbereitung & Ablauf des Morgenkreises
Trotz liebgewonnener Gewohnheiten gleicht kein Morgenkreis dem anderen. Die Rituale gehören zu den morgendlichen Sitzkreisen als verlässliche Konstanten dazu. Gruppenleiterinnen und -leiter haben dennoch die Aufgabe, den anstehenden Morgenkreis dem jeweiligen Tagesprogramm der Kindergartengruppe anzupassen. Hier ist Flexibilität gefragt:1. Welche Themen werden heute im Morgenkreis besprochen?
2. Wie lange dauert der Ausblick auf anstehende Termine oder wichtige Ereignisse?
3. Reicht die Zeit für die Gesprächsrunde aus oder wird eine zusätzliche Pufferzeit eingeplant?
In einem behaglichen Ambiente fühlt man sich wohl. Teppiche, bunte Seidentücher oder Sitzkissen tragen zu einer einladenden Atmosphäre im Raum bei. Wenn für den Morgenkreis Stühle verwendet werden, ersetzen sie die Sitzkissen.
Die Dauer eines Morgenkreises liegt im Durchschnitt bei 10 bis 15 Minuten. Jede Zusammenkunft in den Morgenstunden beginnt nach dem gleichen Muster: Die Anwesenden werden durch die Gruppenleitung begrüßt. In der Regel führen Gruppenleiterinnen und -leiter eine Anwesenheitskontrolle durch. Anschließend werden bevorstehende Ereignisse angekündigt und gegebenenfalls mit den Gruppenmitgliedern geplant. Dazu zählen Termine wie ein Kindergartenfest oder Projekte für die einzelnen Gruppen. Nach der Ankündigung wird den Kindern die Gelegenheit geboten, Rückfragen zu stellen. Auch für persönliche Anliegen einzelner Gruppenmitglieder nimmt sich die Leitung Zeit. Es steht der Gruppenleitung frei, wie sie die morgendliche Versammlung ausklingen lässt. In manchen Kindergärten gibt es ein offenes Ende, während andere Gruppen für den Abschluss des Morgenkreises ihre festen Gewohnheiten haben. 'Dann wünsche ich euch heute wieder viel Spaß' ist ein einfacher und doch aussagekräftiger Satz, um Morgenkreise zu beenden.
Ideen & Spiele für den Morgenkreis
Morgenkreise leben von Ritualen. Die ständig wiederkehrenden Elemente erfüllen einen wichtigen Zweck: Sie vermitteln den Kindergartenkindern ein Gefühl von Beständigkeit, welches ihnen Halt gibt. Beliebte Rituale für den Morgenkreis im Kindergarten sind das Anzünden einer bunten Kerze, das gemeinsame Singen des Gruppenliedes oder ein Spiel, welches von den Kindern gerne gespielt wird. Bei der morgendlichen Zusammenkunft prüft die Gruppenleitung der Anwesenheit der Kinder und ruft sie mit ihrem Namen auf. Am Montag ist der Austausch über Erlebnisse am Wochenende ein gelungener Einstieg in die neue Woche. Gruppenleiterinnen und -leiter sollten verschiedene Rituale ausprobieren und anschließend beurteilen, welche von den Kindern besonders gut angenommen wurden.Spiele für den Morgenkreis
1. Mein rechter, rechter Platz ist frei
Die Konstellation des Morgenkreises ist für diese Spielidee wie geschaffen. Für das Wetteifern um die freien Plätze wird ein Stuhlkreis gebildet. Neben den Sitzgelegenheiten für die Mitspielenden ist ein zusätzlicher Stuhl vorhanden. Ein Mitglied aus der Gruppe eröffnet das Spiel mit den Worten 'Mein rechter, rechter Platz ist frei, ich wünsche mir X als Pferd herbei'. Die Adressatin beziehungsweise der Adressat kommt der Bitte nach und legt den Weg vom eigenen Stuhl hin zum freien Platz wiehernd zurück. Danach wird im Uhrzeigersinn nach dem gleichen Prinzip weitergespielt. Die Tiere sind jedoch austauschbar.
2. Regen, Sturm und Donner
Beim Morgenkreis lassen sich die unterschiedlichen Wetterlagen mit Gesten und Klängen darstellen. Stürmisches Wetter wird mit einem kräftigen Pusten nachgestellt; ein beherztes Klatschen in die Hände steht sinnbildlich für die Regengüsse. Bei der klangvollen Darstellung des Donners stampfen alle auf den Boden. Zum Schluss legt sich das 'Unwetter' wieder und die lautmalerischen Klänge ebben allmählich ab.
3. Stromkreis
Die Kinder bilden einen Kreis und halten sich an den Händen. Ein Gruppenmitglied wartet vor dem Gruppenraum. In seiner Abwesenheit werden zwei 'Glieder' des Stromkreises ausgewählt. Sie sind das Leck, welches den Kreis unterbricht. Das abwesende Gruppenmitglied muss diese Lücke finden. Bei der Suche fasst es die Glieder der Kette an. Wenn es diejenigen erwischt, die als Leck ausgewählt wurden, wird der Stromkreis unterbrochen und die Kette 'reißt'. Das Stromkreisspiel lässt sich mit einem langen Seil noch anschaulicher machen. Bei dieser Variante symbolisiert das Seil den Stromkreis. An den Spielregeln ändert sich nichts.
Regeln für den Morgenkreis
1. Wenn ein Mitglied aus der Gruppe spricht, hören die anderen zu. Beim Morgenkreis am Montag darf jedes Kind etwas von seinen Erlebnissen am Wochenende erzählen. Der aktive Beitrag zum Gespräch in der großen Runde ist freiwillig. Das ruhige Zuhören gilt jedoch für alle Anwesenden.2. Wir begegnen uns höflich. Während des Morgenkreises ist genug Zeit, um Ideen oder auch Sorgen und Probleme miteinander zu teilen. Beim Spielen in der Gruppe ärgern wir uns nicht, sondern halten uns an die Regeln.
3. Stühle und Kissen sind wertvoll. Wir möchten sie möglichst lange nutzen können. Nach dem Morgenkreis bringt jedes Mitglied aus der Gruppe seinen Stuhl oder sein Sitzkissen zurück an den dafür vorgesehenen Ort.
FAQs
1. Ist ein Morgenkreis im Kindergarten verpflichtend?Bei einem Morgenkreis handelt es sich um ein optionales Element im Kindergartenalltag. Eine allgemeingültige Verpflichtung gibt es nicht. In den meisten Betreuungseinheiten werden die morgendlichen Zusammenkünfte jedoch durchgeführt, weil sie für die Gruppenleitung eine Arbeitserleichterung sind. Termine werden in der großen Runde ein einziges Mal angekündigt und müssen nicht jedem Mitglied der Kindergartengruppe in Einzelgesprächen mitgeteilt werden.
2. Wo findet ein Morgenkreis statt?
Morgenkreise werden im jeweiligen Gruppenraum zelebriert. Bei sommerlichen Temperaturen spricht nichts dagegen, die Zusammenkunft nach draußen zu verlegen. Ein Morgenkreis unter freiem Himmel bringt willkommene Abwechslung in den Alltag der Kindergartenkinder. Auch Gruppenleiterinnen und -leiter schätzen solch einen Standortwechsel. Spiele für Außenbereiche lassen sich ebenfalls in den Morgenkreis auf dem Hof integrieren.
3. Morgenkreise finden üblicherweise in der ersten halben Stunde statt. Zu der Zeit sind viele Kinder oft noch müde. Was tut man als Gruppenleitung, wenn einzelne Gruppenmitglieder beim Morgenkreis einschlafen?
Üblicherweise beginnt der Tag im Kindergarten um 8 Uhr, in Ausnahmefällen sogar um 7 Uhr. Zu dieser frühen Tageszeit ist den Gruppenmitgliedern eine gewisse Müdigkeit zuzugestehen. Die Gruppenleitung sollte dafür Verständnis aufbringen und die Betreffenden nicht vor der versammelten Gemeinschaft rügen. Ein paar Kissen schaffen hier Abhilfe: Wer während des Morgenkreises müde wird, darf sich ein Kissen nehmen und seinen Kopf darauf legen.
4. Ist die Teilnahme am Morgenkreis Pflicht?
Diese Frage lässt vermuten, dass die morgendliche Versammlung im Kindergarten von vielen Beteiligten als Zwang wahrgenommen wird. Hier kommt es auf die Gruppenleitung an: Wenn sie den Morgenkreis liebevoll gestaltet, nehmen die Kinder motivierter an den Aktivitäten teil. Harsche Anweisungen bewirken genau das Gegenteil. Sie machen den Morgenkreis zu einer Art Appell, der als Pflichtübung empfunden wird. Eine kindgerechte Planung beugt dieser Situation vor.
5. Wie spreche ich als Gruppenleitung ernsthafte Themen wie Konflikte zwischen Mitgliedern aus der Gruppe an?
Eine konstruktive Gesprächsführung ist die Grundlage für jeden Morgenkreis. Die Gruppenleitung geht als gutes Beispiel voran. Bei Problemen innerhalb der Gruppe bewahrt sie Ruhe und spricht die Konflikte sachlich an. Anbei einige Vorschläge für einleitende Sätze, mit denen der Bogen zum Gesprächsanlass geschlagen wird:
- 'Ich habe das Gefühl, dass sich Finn und Malte seit einiger Zeit nicht mehr so gut vertragen. Kommt mir das nur so vor oder versteht ihr euch tatsächlich nicht mehr so gut wie früher?'
- 'Gestern hat mir jemand aus der Gruppe erzählt, dass die Malsachen kaputt gemacht wurden. Das ist nicht in Ordnung, denn die Stifte sind für alle da. Darüber möchte ich jetzt mit euch allen reden'
- 'Nächste Woche steht unser Gruppenausflug an. Ich freue mich schon darauf, mit euch zusammen den Ausflug zu machen. Allerdings gab es letztes Mal mit einigen ein paar Probleme. Ich möchte, dass der nächste Ausflug für uns alle schöner wird'
Wenn bestimmte Mitglieder aus der Gruppe namentlich genannt werden, ist ein besonderes Fingerspitzengefühl gefragt. Bei Konfliktsituationen fühlen sich die Betroffenen oft persönlich angegriffen.
Beim Morgenkreis werden ausschließlich Konfliktsituationen angesprochen, die sich innerhalb der Gruppe abspielen und an denen mindestens zwei Gruppenmitglieder beteiligt sind. Probleme von Einzelpersonen eignen sich nicht für die große Runde. Sie erfordern ein vertrauliches Gesprächsumfeld, in dem sich das betreffende Kind ohne Angst vor unerwünschten Reaktionen aus der Gruppe öffnen kann.
Nina K., 10.03.2025