Natur erforschen im Kindergarten
Ob vor der Kindergartentür, im Park, Wald oder am See, überall gibt es viel zu entdecken. Für Kinder jeden Alters ist es spannend, die Natur mit allen Sinnen zu erkunden. Gerade im Kindergarten können die Erzieher:innen die Kinder gut dabei unterstützen, genau zu beobachten.
1. Kleine Dinge unter der Lupe entdecken
Egal, ob Becherlupen oder Handlupen in verschiedenen Größen und Vergrößerungsstufen; für Kinder ist es spannend zu entdecken, wie sie kleine Dinge plötzlich ganz groß sehen und viel besser beobachten können. Wichtig ist, dabei zu berücksichtigen, dass die Lupen nicht in der prallen Sonne liegen gelassen werden, sonst kann ein Feuer entstehen! Außerdem dürfen Tiere nicht zu lange in der Becherlupe bleiben. Bei Kindergartenkindern sollte auch genau hingeschaut werden, welche Insekten gefangen werden, da Wespen, Bienen oder Hummeln stechen, wenn sie sich bedroht fühlen. Die Entdeckungsfreude aber gerade in dieser Altersstufe und die kindliche Neugier lassen auch ein kleines Blatt oder einen Stein als interessantes Forschungsobjekt erscheinen.
2. Mit dem Fernglas unterwegs
Ein Fernglas ist genauso spannend wie die Lupe. Tiere oder Pflanzen, die weit weg sind, sind plötzlich ganz nah und können besser beobachtet werden. Ob Vögel im Park oder Seehunde bei einer Schifffahrt in der Nordsee, es lohnt sich oft, ein Fernglas dabei zu haben.
3. Blumen entdecken
Wie sieht eine Blume eigentlich von innen aus? Und wie sind die Blütenblätter angewachsen, dass sie nicht abfallen? Blumen kann man sich nicht nur unter der Lupe genau angucken, sie lassen sich auch Blatt für Blatt auseinander nehmen und näher erforschen. Mit einem Messer lässt sich der Stängel aufschneiden. So kann man, nach und nach, die gesamte Blume auseinander nehmen und die einzelnen Bestandteile genau untersuchen. Für Kinder gibt es dabei viel zu lernen, etwa, wie die einzelnen Bestandteile heißen. Wichtig: Hinterher gründlich die Hände waschen und die Hände nicht in den Mund nehmen, denn manche Blumen sind (leicht) giftig. Deswegen die Kinder auch nur unter Aufsicht die Blumen untersuchen lassen.
Mit Bestimmungsbüchern oder -karten können Kindergartenkinder bereits selbst herausfinden, welche Blume oder Pflanze sie gerade entdeckt haben. Nur beim Vorlesen des Namens benötigen sie noch Unterstützung.
4. Experiment: farbenfrohe Blumen
Wie trinken Blumen eigentlich? Das lässt sich mit einem kleinen Experiment gut zeigen.
Material: eine Blume mit weißer Blüte, ein Glas mit Wasser, Tinte
Die Tinte wird mit dem Wasser gut vermischt. Danach wird die Blume ins Wasser gestellt. Nun kann beobachtet werden, wie das Wasser bis nach oben in die Blüte steigt und sie langsam verfärbt.
Beobachtungsfragen:
- Was passiert da gerade?
- Warum ist die Blüte jetzt blau?
- Was konntet ihr beobachten?
Im See oder Meer leben viele Tiere. Mit einem alten Marmeladenglas kann man etwas Wasser aus dem See oder Meer schöpfen und mit der Lupe oder unter einem Mikroskop erforschen. Vielleicht entdecken die Kinder sogar kleine Tiere darin? Größere Tiere und Pflanzen können mit einem Kescher gefangen und danach mit einer Lupe betrachtet werden. Wichtig ist bei Wassertieren, dass sie nicht zu lange außerhalb des Wassers bleiben und wieder da zurück gesetzt werden, wo sie gefangen wurden.
6. Einen Kescher selbst bauen
Ein Kescher lässt sich auch gut aus wenig Material selbst bauen:
Dazu braucht es nur einen langen Stab (z.B. einen Stock, Besenstiel oder Holzleiste), Draht, einen alten Drahtbügel, starkes Klebeband, Nadel und Faden. Als Netz kann entweder ein leeres Kartoffelnetz oder eine alte Nylonstrumpfhose genutzt werden, aber auch ein Gardinenrest eignet sich. Wichtig ist nur, dass das Wasser rausläuft und sich kein Tier daran verletzen kann.
Der Bügel wird zu einem Kreis gebogen. Nun wird das Netz mit Nadel und Faden fest an den Bügel genäht. Um die Befestigung noch weiter zu stabilisieren, kann sie mit Draht verstärkt werden. Zuletzt wird der Stiel mit Draht und starkem Klebeband am Netz befestigt, und schon ist der Kescher fertig.
7. Wie klingt der Frühling?
Hört man genau hin, entdeckt man im Frühling viele verschiedene Geräusche: das Zwitschern der Vögel, das Summen und Brummen von Bienen, Hummeln oder Wespen, das Rascheln von Blättern im Wind. Gemeinsam können die Kinder auf die Suche nach Geräuschen gehen. Wie entstehen die Geräusche? Wer oder was macht sie? Wie kann man das Geräusch beschreiben? Hierbei lernen die Kinder nicht nur, für einen Moment ganz still zu sein und achtsam zu beobachten, sondern auch die Geräusche sprachlich möglichst genau zu beschreiben. Hieraus lässt sich auch ein Wettbewerb entwickeln, wer die meisten Geräusche sammelt.
8. Wie schmeckt der Frühling?
Im Frühling wachsen die ersten Kräuter in Wald und Garten, wie zum Beispiel Bärlauch. Die Kräuter, aber auch Obst oder Gemüse, können nicht nur probiert werden. Aus ihnen lässt sich auch schnell Kräuterquark herstellen oder ein Kräutertee kochen. An warmen Tagen schmeckt auch Kräuterlimonade gut, vor allem aus frisch gesammeltem Waldmeister, einige Minuten in einer Karaffe mit Wasser ziehen konnte.
9. Wie riecht der Frühling?
Genauso, wie man Geräusche sammeln kann, lassen sich auch Gerüche sammeln. Bei einem Spaziergang können die Kinder entdecken, dass Blumen unterschiedlich duften. Auch bietet es sich an, kleine Geruchsschachteln bereitzustellen. Beispielsweise können Kräuter, Obst- oder Gemüsestückchen in leere Filmdöschen getan werden, an denen die Kinder riechen können. Welche Gerüche erkennen sie leicht, bei welchen fällt es den Kindern schwer?
10. Fühlboxen mit Naturmaterialien füllen
Für Kinder ist es wichtig, die Natur mit allen Sinnen zu erforschen. Der Tastsinn lässt sich mit Fühlboxen schulen. In die Fühlboxen können Naturmaterialien gelegt werden, etwa Federn, Blüten, Obst oder Gemüse. Auch Fühlboxen lassen sich mit wenig Material selbst basteln. Hierfür wird nur ein Schuhkarton benötigt, an den ein Stück Stoff getackert wird. Nun wird noch ein Gegenstand hineingelegt und schon können die Kinder probieren, ihn zu ertasten.
Oriana R. / 20.04.2022
Zur Autorin: Mein Name ist Oriana und ich habe kürzlich mein Studium in Geschichte und Pädagogik beendet. Ich bin seit fast 10 Jahren als ehrenamtliche Lesepatin tätig und habe schon über 40 Grundschulkinder beim Lesenlernen begleitet. Nebenbei durfte ich zahlreiche Projekte organisieren und durchführen, unter anderem ein Wochenende im Wald, mehrere Theaterstücke und ein Geschichtsprojekt. Seit kurzem arbeite ich hauptamtlich mit Grundschulkindern in einer Gruppe für soziales Lernen und Hausaufgabenbetreuung. Besonders wichtig sind mir in meiner Arbeit die Themen Nachhaltigkeit, Umweltschutz und die Umsetzung der Kinderrechte im Gruppenalltag.